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43. Venture Debt – Finanzierung durch Fremdkapital

von | 6 Apr 2023 | Start-Up, Venture Capital

Foto von imaginima

Neben der klassischen Venture Capital Finanzierung gewinnt die Venture Debt Finanzierung bei Start-Ups immer mehr an Beliebtheit. Mittlerweile macht Venture Debt rund zehn Prozent aller Start-Up-Finanzierungen aus. Was das genau bedeutet und welche Vor- und Nachteile diese Finanzierungsoption mit sich bringt, schauen wir uns genauer an:

Was ist Venture Debt?

Im Gegensatz zur herkömmlichen Venture Capital Finanzierung, bei welcher der Investor für sein Investment in Form von Eigenkapital Anteile am Unternehmen erwirbt, bietet die Venture Debt Finanzierung Fremdkapital in Form von Darlehen an. Die Rückzahlung erfolgt meist durch neues Eigenkapital. Dies ist besonders für Start-Ups attraktiv, welche Kapital benötigen, um ihr Wachstum zu finanzieren, aber nicht zu hohe Anteile am Unternehmen abgeben möchten. Gründer können so zum Beispiel die Eigenkapitalzufuhr mit einer Fremdkapitalfinanzierung begleiten.

Das Fremdkapital wird oft von spezialisierten Finanzierungsinstituten oder Risikokapitalgesellschaften bereitgestellt, welche Erfahrung in der Investition in risikoreiche, wachstumsorientierte Start-Ups haben. So zum Beispiel auch die Silicon Valley Bank, welche jedoch vor kurzem in Schieflage geraten ist.

Vor- und Nachteile der Venture Debt Finanzierung – Unbedenklich oder Schuldenfalle?

Eine der Hauptvorteile von Venture Debt ist, dass Start-Ups durch die Aufnahme von Fremdkapital keine Unternehmensanteile abgeben müssen und die Gesellschafter dadurch keine Verwässerung ihrer Beteiligung riskieren. Dies kann dazu beitragen, die Kontrolle des Unternehmens zu erhalten und es weniger abhängig von kurzfristigen Gewinnen zu machen. Dazu benötigt das Start-Up jedoch einen klaren Entwicklungsplan, denn das Know-how von Investoren bleibt bei einer reinen Venture Debt Finanzierung aus.

Jedoch hat die Venture Debt Finanzierung auch einige, nicht zu unterschätzende Schwächen. Zum einen kann die Genehmigung eines Venture-Debt-Kredits sehr lange dauern, sodass dieses Instrument für eine kurzfristige Bridge-Finanzierung ungeeignet sein kann. Des Weiteren sind in den meisten Fällen die Zinssätze bei Venture Debt Finanzierungen höher, da sie im Gegensatz zu traditionellen Bankdarlehen als risikoreicher gelten. Oftmals sind diese Darlehen auch an spezifische Anforderungen geknüpft, sodass das Start-Up in seiner Flexibilität eingeschränkt werden könnte.

Kollaps der Silicon Valley Bank – Was bedeutet das für Start-Ups in Deutschland?

Durch den Boom der Start-Up-Szene wurde die Silicon Valley Bank zu einer der größten Banken der USA. Sie finanzierte junge, aufstrebende Start-Ups und galt dadurch als wichtigste Anlaufstelle für Fremdkapital. Laut eigenen Angaben hat die Silicon Valley Bank mehr als 3.600 Kunden in Europa, davon zehn Prozent aus Deutschland. Doch nun ist Bank in Schieflage geraten und auch deutsche Start-Ups sind davon betroffen. Es könnte sein, dass sie nicht mehr an ihre dort geparkten Gelder herankommen. Demnach haben viele Gründer ihre Gelder bereits auf andere Konten überwiesen. Nach dem ersten Schock folgt nun die Phase der Ungewissheit. Auch für die Venture Debt Anbieter führt der Kollaps der Silicon Valley Bank zu Unsicherheiten. Sie werden nun um so genauer darauf achten, wem sie Fremdkapital geben und welche Risiken damit einhergehen.

Fazit

Venture Debt kann für viele Start-Ups eine attraktive Finanzierungsoption sein. Es ist jedoch wichtig, dass Start-Ups sorgfältig prüfen, ob die Venture Debt Finanzierung für sie die richtige Wahl ist. Denn so verlockend die Vorteile auch klingen, sollten die Nachteile nicht unterschätzt werden.

Sie haben Fragen oder möchten sich mit mir zu dem Thema austauschen? Dann schreiben Sie mir, ich freue mich auf Ihre Nachricht!

stefan.raethe@baer.legal